Für Smartphones wird empfohlen, sie zum Lesen horizontal zu halten!
Wenn in unserer Zeit von
Astrologie gesprochen wurde, so bezogen die Menschen deren Aussagen nach einem
überlieferten Muster auf sich, ohne zu prüfen, ob diese überhaupt
berechtigt waren. Sie suchten nach Bewertungen ihres Lebens, nach
Entscheidungshilfe und versuchten, sich mit Hilfe der Sterne ihr Leben
leichter und bequemer zu machen. Wer an die Sterne glaubte, war bereit, seine
eigene Verantwortung zu delegieren an das Urteil von Astrologen, die nicht
selten ihr Geld verdienten mit der Leichtgläubigkeit der Leute, die ihre
Freiheit für ein paar Mark verkauften.
Allen anderen war die Astrologie
aus diesem Grund verdächtig geworden und so führte sie ein Schattendasein,
das sie in die Nähe von Jahrmarktswahrsagern rückte und Boulevardblättern
Stoff für Effekthascherei und Spaltenfüllung bot. Wer meinte, etwas von der
Wahrheit der Sterne zu verstehen, war nicht selten bereit, seine Mitmenschen
vor den Kopf zu stoßen und ihnen durch sensationelle Verheißungen ihre
Freiheit dem Schicksal gegenüber zu nehmen oder einzuschränken. Dabei waren
die Sterne auch in unserer Zeit bereit, den Menschen Orientierung zu bieten,
die ihren Weg durchs Leben nicht blind tastend gehen wollten, sondern bewusst
nach einer ihrem eigenen Wesen gemäßen Entwicklung suchen wollten. Dies
gelang aber nur den wenigen, die das Instrument der Sterndeutung sich selbst
aneignen und für sich nutzbar machen konnten.
In eurer Zeit werdet ihr euch
wundern, wie es überhaupt möglich war, ein Leben lang ohne die Begleitung
der Sterne zu verbringen. Ihr werdet euren Weg und euer Leben mit Hilfe der
Sternenkunde wieder so einteilen und planen können, wie es zu unserer Zeit
mit den Zeigern der Uhr geschah. Sicher, auch die Uhrzeiger und die
Zeiteinteilung sind nichts anderes als Anwendung des Sternenlaufs, wenn auch
in einem sehr vereinfachten und mechanisiserten Verfahren und den meisten Menschen unbewusst. Ihr
aber werdet zu einem neuen Verhältnis zu den Sternen finden, in dem der
Mensch nicht mehr versucht, sich deren Gunst in seinen Lebensgang auf die Erde
herunter zu holen, sondern in dem er sich zu ihrer Weisheit erheben und in
ihrem Licht die Richtung seiner eigenen Entwicklung gespiegelt sehen kann.
Für euch wird es selbstverständlich
sein, dass ihr euch in der Schule des Lebens ernsthaft mit dem beschäftigt,
was hinter dem sichtbaren Horizont liegt, aber gleichzeitig durchaus praktisch
eingestellte Menschen bleibt. Ihr werdet lernen, in diesen Dingen nicht mehr
zu spekulieren und nicht zu spintisieren, sondern den gesunden
Menschenverstand urteilen zu lassen auch dort, wo es um unsichtbare
Erscheinungen und Wirklichkeiten geht. Auch wenn der Grat immer schmal sein
wird zwischen dem, was eigene Entwicklung anregen kann und dem, was abhängig
macht von Prognosen, ihr werdet lernen, diesen Weg dennoch sicher zu gehen.
In eurer Zeit wird der Feiertag
der Heiligen Drei Könige wieder hoch geehrt werden. In der Legende dieser
drei Astrologen wird ja äußerst plastisch beschrieben, worin die positive
Praxis der Sternkunde besteht: nämlich den eigenen Weg mit Hilfe der Sterne
zu suchen und sich dann aufzumachen, ihn tatsächlich auch zu beschreiten. Die
Größe dieser chaldäischen Weisen lag aber nicht allein darin, dass sie
ihren Blick zum Himmel hoben und sich lenken ließen vom Licht ihrer Sterne,
sondern dass sie auch konsequent in der äußeren Weltgeschichte nachforschten,
wie weit das, was sie oben sahen, mit dem korrespondierte, was ihnen unten
begegnete.
In eurer Zukunft aber werdet ihr
es schwer haben, ein Lächeln zu unterdrücken, wenn ihr im Rückblick seht,
wie bei uns eine hochentwickelte Wissenschaft immer mehr Erklärungen der Welt
fand, ohne den Menschen die Freiheit zum eigenen Handeln eröffnen zu können.
Und ihr werdet es kaum verstehen können, wie dennoch der Aberglaube blühte
und ein vulgärer Umgang mit Horoskopen die seltsamsten Blüten treiben konnte.
Was für euch wie eine selbstverständliche Vorsorge, eine bestärkende Bestätigung
oder auch eine hilfreiche therapeutische Maßnahme sein wird, klingt heute
noch für die meisten fantastisch, lebensfremd oder unrealistisch.
So wie früher die Seeleute die
Sterne als Orientierungshilfe nahmen, um ihre Schiffe nicht steuerlos treiben
zu lassen, so werdet ihr euch auf eurem Seelenweg nicht mehr hilflos
schlingern lassen, wie es heute noch vielen Menschen geschieht, wenn sie in
eine Krisensituation geraten. Und wenn ihr schon nicht immer das Ziel kennen
werdet, auf das euer Weg zusteuert, so werdet ihr wenigstens die Gründe
kennen, warum ihr außer Tritt geraten seid und werdet um die Abwege wissen,
die euch abzubringen drohen von der Erfüllung eures Lebenslaufs.
Für euch werden die Sterne das
werden, was sie sind: Träger von Weisheit, die darauf wartet, von uns
Menschen ergriffen zu werden, damit wir mit ihrer Hilfe uns selbst erkennen
und zu den Perspektiven der in uns liegenden Entwicklungsmöglichkeiten finden
können.