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Ein Wunder
Es war einmal vor langer Zeit im Jahr 33 nach der Geburt von Jesus dem Nazarener. Ein Kobold, ein Wesen, das schon zu dieser Zeit nur noch wenig bekannt war, befand sich in seiner Höhle unter dem Baumstumpf eines sehr alten Olivenbaums. Dort hatte er es gemütlich und ließ es sich gut gehen, ein wenig gelangweilt war er allerdings schon, weil es mit der Zeit nicht so lustig für ihn war, den Menschen Streiche zu spielen, die ihn dann nicht einmal als Urheber erkannten.
So befand er sich an einem schönen Freitagnachmittag im Frühjahr in seinem alltäglichen Müßiggang in seiner höhlenartigen Nische zwischen den wurzeln der Olivenbäume mit halb geschlossenen Augen im Dämmerlicht und war fast eingeschlafen, als plötzlich in seinem Versteck ein Licht hell aufleuchtete, das er noch nie in seinem ganzen Leben gesehen hatte. Das musste schon ein ganz besonderes Ereignis gewesen sein, denn man muss bedenken, dass Kobolde sehr hellsichtig sind und so alt werden, dass manche meinen, sie würden überhaupt nicht sterben. Von diesem außergewöhnlichen Licht wurde er aus seinem Halbschlaf aufgeschreckt und wurde sofort hellwach, weil dieses Licht zu sprechen begann und sagte:
„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“
Während das Licht langsam erlosch, hallten diese Worte noch lange nach.
Als der Kobold sich wieder in seinem üblichen Schatten befand, sagte er zu sich: „Träumte ich? Leide ich unter Halluzinationen? Habe ich etwas von einem giftigen Pilz gegessen? Habe ich von Kräutern genascht, die meinen Verstand vernebelten? Aber da Kobolden Mühe haben, wenn sie anfangen zu denken - wie so viele Kinder, die lieber spielen als ihre Hausaufgaben zu machen -, schlief er wieder ein, bevor er eine Antwort fand.
Der Samstag verging und der Kobold hatte schon fast vergessen, was am Tag zuvor passiert war, aber als er am frühen Sonntagmorgen, noch vor Sonnenaufgang, aufstand und aus seinem Wurzelloch hinaus ging, sah er zwischen den Zweigen des Olivenbaums eine leuchtende Morgenröte, wie noch nie zuvor in seinem so langen Leben. Fasziniert von dieser seltsamen Erscheinung und auch um besser sehen zu können, kletterte er auf einen nahe gelegenen großen Stein, aber kaum war er oben, erschrak er zum zweiten Mal in diesen Tagen bis ins Mark, denn der Stein unter ihm begann zu beben und ein anderer rollte dadurch zur Seite, so dass eine Öffnung im Felsen sichtbar wurde. Selbst für einen Kobold war das eine ganz außergewöhnliche Sache, so etwas hatte er noch nie gesehen und erlebt. Als er verängstigt schnell hinunter sprang und sich im Schatten des Olivenbaums versteckte, sah er das gleiche Licht aufsteigen , das neulich seine Höhle beleuchtet hatte und er hörte dieselbe Stimme wieder sagen: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. " In diesem Augenblick ging die Sonne auf und das Licht verschmolz mit den Strahlen des neuen Tags.
Sprachlos und ohne sich zu bewegen blieb der Kobold in seinem Versteck und nicht zu sprechen und bewegungslos zu verharren, das ist etwas unerhörtes für einen Kobold und passiert fast nie. Erst spät fand er wieder zu seiner gewohnten Beweglichkeit und ging zurück in seine Höhle. Dort fand er jedoch nicht die übliche Dunkelheit, sondern alles war erleuchtet von dem Licht aus dem die Stimme gekommen war, die er gehört hatte und mit seinen hellsichtigen Augen sah er auch wie die Schatten auf der ganzen Erde von diesem Licht aufgehellt waren und bis heute erleuchtet werden.
Italienische Version:
Erste Fassung: 19. 10. 2005
Zweite Fassung: 23. 3. 2008
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