Der Erdschein

Credit: Leonardo da Vinci

Inmitten der unzähligen Sterne
leuchtet der Mond wie eine runde Laterne,
er wechselt sein Bild von Nacht zu Nacht
bis ein Monat ist vollbracht.

Kommt er nächtlich in die Sicht,
reflektiert er der Sonne Licht
und spiegelt, je nach seiner Position
mal mehr, mal weniger davon.

Bei Vollmond zeigt er sein ganzes Gesicht,
als Neumond sieht man ihn einfach nicht,
davor und danach erkennt man jedoch immer
im Rund neben der Sichel einen feinen Schimmer.

Dieser kommt, wie ein zarter Hauch,
als Erdschein der Sonne zu ihm hinauf,
und wird wieder nach unten geschickt,
wo man seinen Widerschein erblickt.

2

Wenn du deine Aufmerksamkeit stärkst
und das fahle Lichtbild bemerkst,
kannst du dir vorstellen, dass darin sich zeigt
ein winziges Pünktchen, von dir erzeugt.

Bist du zugleich auch davon überzeugt,
dass jeder Mensch einem kleinen Licht gleicht,
kannst du dich täglich darin üben,
es heller zu machen und nicht zu trüben.

Statt dich in den Schatten der Erde zu verbergen,
kannst du deinen Lichtschein verstärken,
der, vorbei an des Mondes Seiten,
hinein reicht in die kosmischen Weiten.

Dann erkennst du in dieser Stimmung,
wohin dich führt deine zeitliche Bestimmung
und woher du einst begannst deine Reise,
um dich zu erleben auf erdenhafte Weise.

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