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Legende von der Erkenntnis ohne Liebe
Credit: Michelangelo Sündenfall commons.wikimedia
1
Die Menschen lebten einst aus Gottes Hand,
der für sie sorgte in seinem Land,
er entschied, was falsch und richtig war
und sie liebten ihn dafür mit Herz und Haar.
Da trat in der friedlichen Szene dazwischen
eine Schlange und begann zu zischen:
"Wollt ihr ewig nur nehmen, was man euch macht?
Ihr seid selbst frei und zum Herrschen gedacht!
Wenn ihr in diesen Apfel beißt,
erhaltet ihr den erkennenden Geist,
dann könnt ihr selbst wie Gott gestalten
und was ihr wollt haben, machen und behalten.
Das ließen sie sich nicht zweimal sagen,
schon lag der Apfel in ihrem Magen
und sie erkannten in neuem Licht,
was ihnen vorher verborgen blieb.
2
Doch jetzt war Schluss mit Genuss und Ruh'n,
denn wer etwas weiß, der muss auch was tun,
sie hatten jetzt selbst alles zu entscheiden
und mussten für das, was falsch ging, leiden.
Statt gemütlich im Schatten der Bäume zu sitzen,
galt es jetzt zu lernen und zu schwitzen,
das taten sie auch mit Verstandeskraft,
so dass sich mehrte ihre Wissenschaft.
Je mehr sie wussten und verstanden,
desto besser war, was sie konnten und kannten,
ihr ganzes Leben wurde zu einem Kalkül,
für die Liebe zu Gott blieb übrig nicht viel.
„Das wurde alles von uns selbst gemacht,
wir haben es herrlich weit gebracht“,
hörte man stolz die Menschen tönen,
ohne sich noch nach der Liebe zu sehnen.
3
Sie hatten jedoch etwas vergessen, leider:
Des Apfels Magie wirkt ohne Liebe nicht weiter
und es dauerte nicht mehr lang,
da verlor der Fortschritt seinen Gang.
Er diente nur noch dem Profit
und nahm die Menschen nicht mehr mit,
sie wurden zu Rädchen in einem Getriebe,
ohne Seele, Sinn und Liebe.
Da trat ein Mensch vor die anderen hin,
und sprach: "Wandelt dringend euren Sinn!
Prüft euer Wissen mit euren Herzen gut,
ob es wahr ist und euch wohl tut."
Es ist inzwischen lange her,
das Reich der Menschen leidet schwer,
doch ist noch keine Umkehr in Sicht,
auch kein Mensch mehr, der davon spricht.