Menschwerdung

Ein Mensch irrt sich leicht,
wenn er wissen will, wem er gleicht,
er sagt gewöhnlich: Ich bin ich -
ohne dass er schon viel weiß von sich.

Was er erkennt, ist bloß ein Aspekt,
ein großer Teil von sich bleibt ihm verdeckt,
dem Urteil über die eigene Person
mangelt es oft an bescheidener Räson.

Gern überschätzt ein Mensch seinen Wert,
wenn er nur auf Komplimente hört,
statt sich auch kritisch zu fragen,
was diese über seine Wahrheit sagen.

Oder er zweifelt an seinen Talenten,
traut sich nicht, sie kreativ anzuwenden,
folgt blind anderen auf falschen Wegen,
ohne den eigenen Willen zu bewegen.

Wilst du dich prüfen, wo du stehst,
in welche Richtung du in deinem Leben gehst,
dann beantworte dir im Laufe der Zeit
drei Fragen zum Stand deiner Menschlichkeit:

1

Erkennst du dich als Bild eines göttlichen Willens,
als Frucht eines liebevollen Fühlens?
Ehrst du dieses schöpferische Ideal
auch in seinem verkümmertsten Fall?

2

Bist du bereit, deinem Nächsten zu dienen,
auch wenn er scheint, dies nicht zu verdienen
und in ihm zu lieben die göttliche Imagination,
auch wenn er noch weit entfernt ist davon?

3

Ist es dir möglich, dich selbst zu erkennen als Fragment,
zurück noch auf dem Weg zum Licht, das in dir brennt
und dich zu lieben als göttliches Projekt,
das darauf wartet, dass du es erweckst?

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