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Ein Monolog
Credit: Bearbeitung eines Originals von Emil Rumpf
Erlauben Sie mir, mich zu präsentieren,
ich bin ein höflicher Teufel mit Manieren,
mein Ruf unter den Menschen ist zwar schlecht,
doch das, sie werden sehen, wird mir nicht gerecht.
Einst war ich einer der Engel in der Himmelswelt,
doch was den Dauergästen dort oben gefällt,
immer eins und einig sein, nicht widersprechen,
das wollte nicht meiner Art entsprechen.
Da hatte ich keinen Spaß dabei,
denn ich war immer schon in mir entzweit,
ein Teil war Geist, spontan und unmittelbar,
der andere rechnete mit der Welt, die aus Stoff war.
Ich kenne kein mittleres Teil,
suche weder Tugend noch Heil,
bin aufbrausend, entfesselt, ohne Halt
oder stur, berechnend und kalt.
Der geistige Teil von mir, der wollte höher hinaus,
nicht lange fackeln, sofort alles heraus,
nur zu warten bis der alte Herr es will,
das kostete mir an Geduld zu viel.
Und dann, den lieben langen Tag verlieren,
nichts tun als servieren und jubilieren,
mein Wille drängt zur Tat,
wenn ich denke, brauche ich keinen Rat.
Im Himmel da ist keiner frei,
jeder an seinem Platz, immer gleich,
statt einfach richtig loszulegen,
warten alle erst auf den höheren Segen.
Dort könnte vieles rasch geschehen,
doch alles muss nach dem Lauf der Sterne gehen,
ich mag, statt Ruhe und Frieden bloß,
lieber die Erde, dort ist immer etwas los.
Mein stofflicher Teil, ich sage es gleich,
betrifft die Menschen im unteren Reich,
die sind mir zu lasch und undiszipliniert,
da werde ich eng und streng determiniert.
Die Engel hätscheln und tätscheln die Guten,
ich meine dafür dienen besser die Ruten,
wenn sie nicht spüren ein drastisches Regime,
macht jeder, was er will, ohne jeden Sinn.
Dort unten herrscht immer Streit,
denn die Dinge sind nie gleich verteilt,
die Großen herrschen über die Kleinen,
welche die Herrschenden auch noch beneiden.
Die Menschen sind schwache Seelen,
sie wissen nicht das Gute für sich zu wählen,
kaum flüstere ich ihnen etwas ins Ohr,
schon steigt die Lust in ihnen empor.
Wäre es nicht so traurig, dann könnte ich lachen,
doch ich will nicht bloß den Teufel machen,
manchmal denke ich, ich bin zu früh abgesprungen,
vielleicht wäre mir da oben doch mehr gelungen,
Die Menschen, im Grunde tun sie mir Leid,
ohne sich zu entwickeln, verplempern sie ihre Zeit,
jedes Mal hoffe ich, einen zu treffen, der mir noch fehlt,
der sich nicht unterwirft, noch auf meine Tricks herein fällt.
Wenn sie mir begegnen, es wäre
mir eine Freude und eine Ehre,
dann lassen sie sich nicht verleiten
von einer meiner beiden Seiten.
Zeigen sie mir zwischen den zweien die dritte,
zwischen oben und unten den Weg der Mitte,
nicht zu viel, nicht zu wenig, nicht zu tief und nicht zu hoch,
das brauche ich in meiner Sammlung der Menschen noch.
Antwort an Mephisto von oben:
Du bist noch immer der alte Heuchler,
und unverbesserliche Schmeichler,
was dir nicht passt ins geschönte Bild,
wird weggelassen und verhüllt.
Einst warst du eins mit uns allen,
aber das hat dir nicht lang gefallen,
du warst der Träger des himmlischen Lichts,
doch das Tragen bedeutete dir nichts.
Du wolltest das Licht haben für dich allein,
nicht einer nur unter allen sein,
sondern hieltest dich für den größten Geist,
der alles besser als andere weiß.
Wie alle, warst auch du noch auf dem Weg,
doch es ging dir nicht schnell genug vom Fleck,
du bliebst zurück, noch vor dem Ziel,
und haderst seither mit all denen viel,
die sich weiter geduldig mühen,
ihrem Ideal entgegen zu gehen,
oder schimpfst mit all jenen,
die sich nicht genügend danach sehnen.
Du sagst, du wärst einer, geteilt in zwei,
doch machst, wie immer, einen Fehler dabei:
Du kannst dich teilen so oft du willst,
erst wenn du dich als Einer in Allen fühlst,
wirst du dir wieder selbst gerecht
und kommst mit allen anderen zurecht,
die nach sich suchen auf vielen Wegen,
die alle in Eine Richtung gehen.
Die Sonne ist Eins und teilt sich in tausend Strahlen,
doch kein einzelner von diesen allen
ist für sich das Licht allein,
nur alle zusammen können wieder Sonne sein.
Dein Platz ist leer in unserem Chor,
es steht dir offen zu uns das Tor,
du kennst den Schlüssel, der hier zurück blieb:
Habe dich und auch die anderen wieder lieb!