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29. 6. 2022
1
Ein Gewitter hatte sich eben verzogen,
da erschien einem Menschen ein Regenbogen,
der wölbte sich über den letzten Wolken
und er konnte ihm gut mit seinen Blicken folgen.
Auf einmal verschwand die farbige Pracht
und gleich danach wurde es Nacht,
als ob ein Vorhang sich geschlossen hätte
vor diesem Wunder der Himmelsstätte.
Da kam ihm plötzlich der Verdacht:
"Ist die Welt bloß als ein Schauspiel gemacht?
Und ich? Bin ich Zuschauer oder Akteur?"
Die Fragen ergaben sich leicht, die Antwort fiel ihm war schwer.
Er fiel in einen tiefen Schlaf danach,
da war es ihm, als ob der Regenbogen zu ihm sprach:
"Wer mit seinen Sinnen die Wirklichkeit beachtet
und sie damit nur von außen betrachtet,
macht sich ein einseitiges Bild der Welt
weil so nicht das Wesen, sondern nur die Erscheinung zählt.
Dann ist die Verpackung wichtiger als der Inhalt,
wer Falten hat, der gilt als zu alt,
es wird verworfen, was nicht mehr funktioniert,
statt dass man es erhält und repariert.
Wie Figuren, die in einem Spiel rezitieren
und erfundene Rollen repräsentieren,
stellt sich dann das Leben dar,
vielfältig und bunt, aber nicht wahr.
2
Einst wurde die Welt als Theater vorgestellt
und gesucht, was hinter den Kulissen sie zusammenhält,
jetzt ist draußen auf der offenen Bühne
ein neues Licht darin erschienen.
Wie ein Regenbogen am Himmel erwacht,
leuchtet es auf nach langer dunkler Nacht,
und erhellt mit seinem Schimmer
was verborgen schien für immer.
Es lässt die Krusten von den Augen fallen,
löst die Schuppen und den Schorf,
denn es scheint aus dem Herzen, das liebend brennt
und mit seinem Feuer außen und innen versöhnt.
Die Masken werden transparent,
selbsternannte Kaiser verlieren ihr Hemd,
drohende Fratzen zeigen sich als traurige Hüllen,
wo diese Strahlen die Wahrheit enthüllen
Ihr Leuchten vertreibt die düsteren Schatten,
die Schminke bröckelt von den Fassaden,
was von den Illusionen verborgen war davor,
kommt jetzt für die Sehenden dahinter hervor.
Es bleiben noch viele, die der Farce applaudieren,
doch kann die Verblendung nicht mehr lange triumphieren,
wo das Licht der Wahrheit gewinnt,
werden die Spiegelbilder blind."