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Die Welt des Wolfs


Reinkarnation

Ein Märchen



Es war einmal ein Gottesmann,
der sah die Welt von oben an,
in seiner frühen Jugendzeit
schrieb er schon über die Brüderlichkeit.

Dann wurde er jedoch immer strenger
und griff das religiöse Gesetz immer enger,
es sollte nur noch gelten im Staat,
was die kirchliche Moral geboten hat.

Dieses pietistische Ziel
war dem Volk jedoch zu viel,
es wollte Kirche und Staat zu zwein
nicht doppelt unterworfen sein.

Es kam zum Streit, sogar zum Krieg,
doch war ihm verwehrt zum Schluss der Sieg,
am Ende blieb er mit seinem sittlichen Eifern
allein zurück und sah sich scheitern.

So starb er wie alle Menschenbrüder,
doch nach kurzer Zeit, da kam er wieder.


Seine zweite Erdenreise
begann er auf ganz andere Weise,
noch jung fand er sich wiederum
als Erbe von einem Herzogtum.

Jetzt war er aus ganz anderem Holz,
der Eifer von einst wurde zu Stolz,
statt die göttliche Moral zu hüten
konnte er beliebig Gesetze gebieten.

Das tat er mit absoluter Macht
und hat nur noch an sich gedacht,
zuerst noch herrschte er im alten Schloss,
dann floh er die Tradition, die ihn verdross.

Draußen auf freiem Feld
wollte er leben, was ihm gefällt,
er ließ sich eine neue Residenz bauen
und vergnügte sich mit Jagd und Frauen.

Seinen Lebensstil und protzige Hallen
ließ er seine Untertanen bezahlen,
er drückte sie mit hohen Steuern
und finanzierte damit seine Feiern.

Sittenlos und ungehemmt
frönte er seiner Lust unter dem Hemd,
missbrauchte die Töchter der armen Bauern
und demütigte säumige Schuldner in seinen Mauern.

Anstelle seiner rechtmässigen Gemahlin
nahm er sich eine Mätresse zu seinem Gefallen,
diese nützte ihr sinnliches Verführen,
um den eitlen Hofstaat zu dirigieren.

Sie versorgte den Herzog in seinem Kabinett
mit jungen Frauen für sein liederliches Bett
und scheute sich nicht, den Pfarrer zu verleiten,
um mit dem Herzog zum Traualter zu schreiten.

Doch schließlich flog der Frevel auf
und das Schicksal nahm seinen Lauf,
die Mätresse wurde vertrieben
und der Fürst blieb todkrank liegen.

So starb er wie alle Menschenbrüder,
doch nach langer Zeit, da kam er wieder.


Noch nicht gesundet, doch neu erwacht
hat er sich an ein neues Leben gemacht,
der Atem fiel ihm bald schon schwer,
doch leicht kamen ihm die Worte her.

Als Dichter, ernsthaft, aber auch recht heiter.
fuhrte er seinen Lebensgang weiter;
dachte er herrschend einst nur an sich,
war er jetzt bescheiden und ganz innerlich.

Erst zuletzt war es ihm vergönnt,
lange hatte er sich danach gesehnt,
dass eine Frau ihn bedingungslos liebte
und bei ihm blieb an seiner Krankenliege.

Doch in dieser kurzen Zeit
fanden sie einen Pfad zu zweit,
der sie zu dem Gipfel führte,
den die Sonne göttlich zierte.

Dann starb er friedlich, wie seine Brüder,
doch nach kurzer Zeit, da kam er wieder.


Diesmal ging sein Lebenslauf aus
von einem einfachen Arbeiterhaus,
nach einem Krieg, der alles zerstörte
was zur früheren Geschichte gehörte.

Er war mit allem Guten begabt
und hat alles Böse noch in sich gehabt,
zwischen früherer Kunst und alter Schmach
wurde er nur langsam wach.

Gerade verlief nie seines Weges Lauf,
immer ging es etwas bergauf,,
kam er einmal mit Mühe voran,
hielt ihn die Falle der Lust wieder an.

Zerrissen im inneren Streit,
kam er in keiner Richtung weit,
wenn die Götter begannen zu flüstern
wurde in ihm die Schlange lüstern.

Mutlos geworden und zermürbt
erwartete er schon, dass er bald stirbt,
da hat ihm eine heilige Nacht,
doch noch ein spätes Glück gebracht.

Als alles schon vergeblich schien,
vertan die Hoffnung auf jeden Sinn,
da kam das Wort und sagte leise
auf eine nie gehörte Weise:

Was immer du tust,
wo du auch ruhst,
bei allem, was du nimmst und gibst,
Hauptsache ist, dass du liebst.

Dann starb er friedlich, doch er war nicht tot,
er lebte weiter und war bei der Liebe, bei seinem Gott.


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