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Ein Märchen
Es war einmal eine Sängerin, die sang so schön,
wer sie hörte hoffte, das sollte nie vergeh'n,
mit ihrer Stimme verzauberte sie alle Seelen,
noch nie war ein Gesang vollkommener zu hören.
Sie kam in der ganzen Welt herum
und einmal traf sie ein Kind, das war stumm,
voll Mitleid rührte sich ihr Herz,
sie fühlte einen tiefen Schmerz
und ohne weiter nachzudenken
wollte sie ihm einen ihrer vielen Töne schenken,
damit konnte das Kind richtig sprechen
und sie musste kaum ihren Gesang unterbrechen.
Doch blieb es nicht bei diesem einen Fall,
andere kamen und es tat ihr leid jedes Mal,
wenn ein stummer Mensch vor ihr stand
und immer gab sie einen weiteren Ton aus der Hand,
bis schließlich von der ganzen Schar
ihr nur noch einer geblieben war,
sprechen fiel ihr damit nicht schwer,
doch singen konnte sie schon lange nicht mehr.
Da sah sie eines Tages in einem Städtchen
stumm vor sich stehen ein kleines Mädchen,
das sah so traurig aus,
da gab sie auch den letzten Ton heraus.
Schweigend verbrachte sie von da an ihre Tage,
glücklich war sie, wenn sie an ihre Töne dachte,
die jetzt in der Welt zwar nicht mehr sangen,
aber aus vielen Mündern sprechend erklangen.
In ihr aber begannen Worte zu ertönen,
die sprachen zu ihr aus fernen Sphären:
„Was du von deinem Reichtum hast gegeben,
wird dir geschenkt als neues Leben
mit Engelszungen kannst du jetzt singen
und allen Menschen Seligkeit bringen
aus einer Welt, in der reich ist, wer sich verschenkt
und nicht, wer nur an sich selber denkt.“