230104-neptun Stehst du am Strand und schaust dem Meer entgegen, siehst du, wie sich die Wellen bilden und bewegen, doch dein Blick kann sich nicht in die Tiefe versenken, so geht es dir, wenn ich mich rühre, mit deinem Denken. Versuche nicht, mich mit einem Raster zu erfassen, du musst mich frei beweglich lassen, dann taucht unvermutet mein Geist auf als Bild, das wie ein Traum erscheint und sich wieder verhüllt. Ich bin nicht verbunden mit deiner Welt, was dir meine verborgene Präsenz erzählt, kommt aus den fernen Sphären, wo Propheten und Künstler sich nähren. Für deinen Alltag habe ich keinen Rat, ich lenke keine vernünftige Tat, doch was in deiner Fantasie geschieht, das kommt von mir, da mische ich mit. Die gescheiten Leute mögen mich nicht, weil aus mir die Welt der Wunder spricht, wer nicht wie die Kinder zu mir findet, dem wird von mir nichts verkündet. Ich bin in solchen Menschen präsent, in denen das Feuer der Inspiration brennt, von Einfall zu Einfall geht es entlang, Idee nie endet der innere Wellengang. Meine Eingebungen kommen wie Wellen an den Strand, doch kaum sind sie da, versiegen sie wieder im Sand, wem es gelingt, eine zu erfassen, muss hundert dabei gehen lassen. Meine Bedeutung ist nicht klar umrissen, was von mir kommt, kannst du nie wissen, willst du etwas von mir erfassen, musst du mich fließen lassen. Auch die Geister, die mir folgen, im Nebel oder in den Wolken, zeigen dir kein klares Bild, von der Kraft, die sie erfüllt. Mancher hat mich schon erlebt, im Geist, der über dem Wasser schwebt, doch dazu müssen die Sinne schweigen und die Gedanken dürfen sich nicht zeigen. Ich habe die Aufgabe, dich zu erinnern, an die Dimension in deinem Innern, die sich hinter der äußeren Welt verbirgt, und von dort unsichtbar wirkt. Im Schlaf trittst du ein in dieses Reich, doch was du erlebst, vergisst du gleich, nur in den Bildern deiner Träume bleibt etwas zurück aus diesen Räumen. Im Rausch von Drogen oder Wein trete ich ungehemmt in die Menschen ein, es öffnen sich unkontrolliert ihre verborgenen Zonen und sie werden überwältigt von Halluzinationen. Wenn in einem Menschen die Seele sich rührt und er ihr Rumoren schmerzhaft spürt, komme ich helfend zu ihm heran, damit ihr Wollen in ihm fließen kann. Als in der Romantik die Bewegung entstand, in der man Gefallen am inneren Fühlen fand und sich die Sehnsucht nach dem Jenseits weckte, kam auch die Zeit, in der man mich entdeckte. Die Zeit der Romantik ist vergangen, man achtet jetzt weniger auf der Seelen Verlangen, doch dieses regt sich im Geist auch heute, befriedigt wird es aber vor allem im Leib der Leute. Direkt kann ich heute wenig Menschen erreichen, deshalb versuche ich, sie durch Esoterik zu erweichen, jedoch wirkt diese oft nur auf den Verstand und wird nicht lebendig in Herz und Hand.