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Die Welt des Wolfs

Sonnwende

Sommer 2019


Alles Lebendige ist Teil von einem Zyklus,
nichts ist von Dauer, alles ist im Fluss,
denke bei deinem Handeln daran,
nichts bleibt stehen, alles geht voran.

Nimm Teil an diesem kreisenden Lauf,
halte keinen seiner vorübergehenden Aspekte auf,
erkenne dich im Fließen von einem zum andern,
wahr bist du nur im ewigen Wandern.

Oh Augenblick, du bist so schön,
du sollst niemals vergehn -
wer so sein Wollen auf das Bleiben lenkt,
bewirkt, dass seine Seele am Vergänglichen hängt.

Wer sich verweilt in einer Blüte Schönheit
und sie nicht erfasst als Teil einer Ganzheit,
verliert mit ihrem verwelkenden Leben
der Pflanze unsterbliches Streben.

Wie auch immer die Welt sich heute präsentiert,
einer gewinnt, ein anderer verliert,
schon morgen dreht sich das Rad
und nimmt, was einer hat.

Bewege dich in des Lebens Reigen,
er will sich dir als Tanz erzeigen,
mach mit der Weltenmusik mit,
synchronisiere in ihr deinen Schritt.

Auf dieser zyklischen Reise
gibt es keine festen Gleise
und keine Haltestellen zum Warten,
sie ist ununterbrochen am Starten.

Wohl dem, der auf diese Weise migriert,
weh dem, der ohne zu Reisen stagniert,
aber auch alles hitzige Hasten
führt nur zu ungewolltem Rasten.

Den Einklang jeder einzelnen Regung
mit dem Gleichmaß seiner Bewegung
findet, wer weder stehen bleibt,
noch eilig aus seiner Bahn hinaus treibt.

Warte niemals, dass ein Augenblick vorüber geht,
schöpfe aus jedem bis zur Neige, was er dir bietet,
empfange in seinem natürlichen Vergehen
die Kraft des nächsten, die aus ihm erwächst

In des Tages Hitze Macht
bereitet sich vor die Kühle der Nacht,
des Winters frostiges Betragen
ruft nach warmen Sommertagen.

Wer versucht, die Drehung aufzuhalten
um einen vergangenen Zustand zu erhalten,
wird schwächer von Tag zu Tage
und erlebt den Tod als Plage.

Wer sich hinein begibt in dieses Fließen,
kann täglich neue Kraft genießen
im Wechsel von Nehmen und Geben
erfüllt sich sein Leben mit Leben.

Darin gibt es keine Ankunft ohne Abschied,
jede Bewegung ist einer Kette Glied,
kein Ziel wird erreicht ohne Starten,
keine Fahrten verlaufen ohne Warten.

Des Lebens Zug fährt immer ab,
der Wartesaal wird ihm zum Grab,
steig ein, bevor die Zeit verrinnt
wohl dir, wenn deine Fahrt beginnt,

Keiner kann aufhalten die Welle
bleibt er stehen an einer Stelle,
verliert er die altgewordene Zeit,
ohne dass ihn das Neue erreicht.

Was gestern galt,
ist heute alt,
wer hinten stecken bleibt,
verpasst, was ihn nach vorne treibt.

Es gibt kein Ende,
lebe die ewige Wende,
erfasse die Zeit
nicht als Vergänglichkeit,

erlebe sie als Gelegenheit zur Wandlung,
in jeder einzelnen Handlung,
wann immer du an einem Wendepunkt stehst,
erinnere dich, dass auch du im Kreise gehst.