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1.
Um die Mitte kreisend,
in alle Richtungen weisend
gleicht sein Gang ganz
einem heimlichen Tanz
mit den unsichtbaren
Geisterscharen,
die ihn begleiten
und ihm den Weg bereiten.
An keinem Ort hält er sich lange auf,
nichts hemmt auf Dauer seinen Lauf,
keine Höhle hat er und kein Haus,
nirgends ist er daheim, stets zieht es ihn hinaus.
Niemals kehrt sein Blick
zum verlassenen Ort zurück,
dem Kommenden entgegen
will sein offenes Auge sich regen.
Er geht ihm Kreise, doch wiederholt er sich nicht,
von keinen alten Mustern erzählt sein Gedicht.
2.
Gemieden wird er von den Heimattreuen,
keiner Freundschaft kann er sich erfreuen,
was er an Weisheit erfährt bei seinem Wandern
ist nutzlose Torheit für die andern.
Wenn er dagegen hört der Leute Jammern,
in ihres Lebens engen Kammern,
will er ihnen am liebsten sagen,
sie sollten sich nicht mit Dingen plagen,
die sie gefangen halten
im Schatten des Alten,
sondern sich ihrer Freiheit besinnen
und neue Beweglichkeit gewinnen.
Dann weitet sich der Horizont,
die Welt bleibt nicht so wie gewohnt,
rund wird sie und licht
und verliert ihr schweres Gewicht.
Ohne Grenzen und Mauern,
hinter denen Ängste lauern,
kann herein der Sonne Kraft,
die neuen Geistes Lebens schafft,
3.
Kreisförmig zieht er seine Bahn,
geht seinen Gang allein voran,
er hat seine Blicke fest gerichtet
auf den Punkt, wo sich das Dunkel lichtet.
Sein Wirbeln wechselt stets seine Richtung,
nähert und entfernt sich von der Lichtung,
doch gleich bleibt in ihm die fühlende Regung
aus dem Zentrum seiner inneren Bewegung.
So nimmt er Teil an allem Fließen,
halb will er die Führung genießen
und gibt sich ihrem sanften Strömen hin,
die ihn erfüllt mit neuem Sinn,
halb ist er Quelle dieses Strudels Macht,
denn ihn hat er auch selbst hervor gebracht,
als einen Wirbel, in dem er kreist
und der ihm seinen Weg zur Mitte weist.
4.
Aus tausend Wirbeln wächst ein Drehen,
ein mächtiges kosmisches Wehen,
das uns herein bringt in das Erdengeschehen,
wo wir beginnen, unseren Lebensweg zu gehen.
Hier wirbeln wir weiter,
mal traurig, mal heiter,
und dann werden wir alt
und enden an einem Halt -
Ist das die Logik des Lebens allein?
Könnte die Wahrheit nicht anders sein?
Was wäre, wenn am Ende dieses Lebens,
begänne ein neues wirbelndes Streben,
das einen erneuten Strudel erzeuge,
der uns den Weg aus dem Leibe zeige?
Statt nur einem endgültigen Ende
bilde sich eine unsichtbare Wende,
statt einem trostlosen Halt,
würden wir erwachen zu neuer Gestalt.
Denn wie in jeder einzelnen Zelle
weiter wirkt des Ur-Wirbels Welle,
so könnte dieselbe strömende Weise,
den Leib verlassen zu einer neuen Reise.
Sie könnte uns in sich tragen in ihrem Lauf
hoch in die fernen Sphären hinauf,
aus denen wir als Kind
einst gekommen sind.
So wäre die Logik rund gedacht
und auch ein Sinn des Lebens erwacht,
wenn dieses nicht im Erstarren endet,
sondern sich wieder zu einem Wirbel wendet.