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Ich nähre mich von deinem Lebenssaft,
sauge aus dir heraus deine Kraft,
ich werde dick und du nimmst ab,
ich mehre mich, du bereitest dir dein Grab.
Ich bin wie eine Zecke
und wenn ich in dir stecke,
bohre ich mich in dich hinein
bis tief in dein Gebein.
Wer von mir befallen ist,
hat nur eine bestimmte Frist,
um sich zu lösen von meinen Gebärden
und wieder frei lebendig zu werden.
Es gibt ein Mittel, mich zu vertreiben,
doch dazu muss man sich entleiben
von der Eitelkeit seiner Jugend
und reifen in der Kraft bescheidener Tugend.
Wer nur im seichten Spiel
sich stets vergnügen will,
wer nur seine Seele kitzelt
und leicht über andere witzelt,
den fasse ich mit meinem Biss
an seinem Leichtsinn ganz gewiss,
und wie er sich's versieht,
ist seine Zeit verblüht.
Was ich nicht vertragen kann,
das ist die Frau und auch der Mann,
in denen bescheiden ihre Seele reifen
und die nicht nach den Sternen greifen.
Wer sich nicht bläht,
ernsthaft seines Weges geht,
als Gleicher unter Gleichen und
dankbar für den Geistesbund
der ist bei seinem Wandern
geschützt von einem andern,
der über seinen Schritte wacht
und größer ist als meine Macht.
Gelassenheit und Gleichmut
tun meinem Appetit nicht gut,
ich brauche hitziges Blut,
nur das schmeckt mir gut.
Deshalb ist es der Jugend Scherz
und nicht der Alten reifes Herz,
das ich mir suche auf der Lauer
und das mich reizt auf Dauer.
Wer meint, er wisse alles besser,
bei dem bin ich ein gieriger Esser,
jede Art von Einseitigkeit
bereitet mir die beste Mahlzeit.
Solange sich wer im Sinnesrausch vergnügt
und sich mit jedem schönen Schein begnügt,
kann ich ungestört mich nähren
und meine Suchtgenüsse mehren.
Er wird mich erst in meiner Höhle entdecken,
wenn sich seine Bewusstseinskräefte wecken
und er nicht nur träumend lebt,
sondern sich zu seiner Wahrheit erhebt.
Wie ein Drache der alten Zeit,
liege ich in meinem Verließ bereit
und suche junges lebendiges Blut,
denn das tut meinem toten Geiste gut.
Der Held, der mich besiegen will,
ist einer, der nicht nur sich selbst gefiel,
sondern der erwacht aus Raum und Zeit
und sich erkennt in seiner Ewigkeit.
Solange ihn Lust und Laune leiten,
kann er mir keine Gefahr bedeuten,
denn reizen ihn noch die Sinne,
wird er meiner niemals inne.
Erst wenn der Mut in ihm entsteht,
dass das Leben beginnt, wenn es vergeht,
dann blickt er hinter alle Hüllen
und kann sich mit Wahrheit erfüllen.
Drum löse dich von deinem leichten Sinn,
schaue auf die Welt in ihrer Tiefe hin,
lebe nicht nur für das, was vergeht,
sondern sei unsterblich in allem, was besteht.
[Hast du erraten, wer das ist,
der so in dir haust und frisst?
Es ist der allbekannte Egoist.]