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Die Seele ist ein Kind der Sterne,
ihre Heimat liegt in weiter Ferne,
sie kommt in die Erdenwelt herein
mit Flügeln aus dem Sternenschein.
Zwölf Mal wechselt ihrer Schwingen Art,
während sich vollzieht eines Jahres Fahrt,
zwölf Winde tragen sie voran
auf ihrer irdischen Lebensbahn.
Ihr zartes Wesen, aus Sternenlicht gewebt,
ist gefährdet im Stoff, in dem sie lebt,
sie wird überwältigt von der Flut der Reize,
die sie bedrängen auf ihrer Reise.
Sie will behütet sein, behutsam betreut,
sie muss noch wachsen, wie ein Kind, in der Zeit,
zu schwach noch kommt sie an,
so dass sie leicht zerbrechen kann.
Wenn sie sich im grellen Reiz der Sinne erlebt
und im lauten Sturm der Worte erbebt,
verliert sie ihrer Herkunft edlen Hauch
und vergisst sie ihre Abstammung auch.
Ihre Flügel werden gestutzt und gerafft,
im Staub der Tiefe verliert sich ihre Kraft
und statt weiterhin zu schweben und sich zu erheben,
muss sie sich der Schwerkraft ergeben.
Selten sind die Momente, dass sie erwacht,
eingesperrt in der Erdennacht
und sich erinnert an ihr heimatliches Schloss,
in dem sie ihre grenzenlose Freiheit genoss.
Wie von einem Drachen in einer Höhle gefangen,
ist sie von fremden Gelüsten umfangen,
sie sehnt sich nach einem Helden, der an sie denkt
und mit seinem Schwert ihre Ketten sprengt.
Lange wartet sie auf ihre Erlösung,
nahe ist die Gefahr ihrer Verwesung,
der Weg nach Hause ist weit,
es droht zu ersticken ihr freier Geist.
Verklungen sind seine Zauberlieder,
nach seinem Hauch sehnt sie sich wieder,
doch nicht als Kind, mit erwachsener Kraft,
soll es sein, dass sie die Rückkehr schafft.
Ihr Leib aus Licht
ist für die Schatten nicht,
ihr freier Sinn
schwindet in der Enge rasch dahin.
Sie kommt leicht wie Licht hierher,
erfüllt sich mit Staub und wird schwer,
die Enge bedrückt sie arg
und Ängste werden in ihr stark.
Wer weiß, wie lange es dauert wohl,
wenn sie einmal den Körper verlassen soll,
bis sie wieder aufsteigen kann
in ihr Sternenheim alsdann.
Ihr Wesen ist durchsichtig und transparent,
sie ist gewohnt, dass nichts sie von anderen trennt,
mit jedem leidet sie in Not und Pein
und die Freude lässt sie glücklich sein.
Sie ist nicht bloß ein Instrument,
das ihr Träger nützt und nimmt,
um sein Denken und Fühlen zu erfassen
und sich lustvoll erregen zu lassen.
Sie kann aus dem Erdenkäfig nicht entfliehen,
ohne auch das Ich heraus zu ziehen,
aber dieses kann sich üben,
ihr Gelegenheit zu geben zum lieben.
Ließe sie sich zu sehr verwöhnen,
würde sie sich leicht an ihre Haft gewöhnen,
statt ihre Flügel zu trainieren,
damit diese sie wieder nach oben führen.
Ohne die Begrenzung, die sie hält,
gießt sie sich aus in die Seelenwelt,
wird eins mit der dortigen Natur
und verliert sie ihre eigene Kontur.
Deshalb kann sie lernen im Leibeswalten,
sich selbst zu erkennen und zusammen zu halten,
so dass sie, mit anderen vereint,
dennoch als eigenes Wesen erscheint.
Im Geist der Sterne lebend,
nach eigenem Empfinden strebend,
in der Liebe zu allen,
kann sie dann zugleich auch sich gefallen.
Frag nicht, woher der Wolf das weiß,
er hat es gehört, ganz leis,
von ihrer Stimme am inneren Ort
und dann war sie gleich wieder fort.