Ich repräsentiere das Waldgebiet der Erde
und war des Erdkönigs treuer Gefährte,
ich gehörte zu seinen engen Begleitern,
von seinem Aufstieg bis zu seinem Scheitern.
Willst du, dass ich sie dir erzähle,
bleib jetzt an dieser Stelle,
gehst du jedoch lieber zurück,
dann genügt hier ein Klick.
Die Herrschaft des Erdkönigs war mild,
er hatte nie etwas Böses im Schild,
sondern wollte nur den Wohlstand mehren,
und das Gute seinem Reich bescheren.
Reich spross die Natur während seiner Ägide,
niemand litt Not, es gab keine Begierde,
seine Welt war erfüllt von tausend Düften
und liebliche Lieder klangen in ihren Lüften.
Es grünten und blühten Wald und Flur,
unter seiner liebevollen Kur,
so dass es niemand wundern ließ,
wenn alle darin lebten wie in einem Paradies.
Unter des Waldes dunklen Seiten
musste bei ihm keiner leiden,
Frohsinn, Glück und Lebensfreude belohnten
alle, die in seinem Lande wohnten.
Dies war nur möglich, weil der König,
für sich selbst nur begehrte wenig,
anspruchslos und ohne Allüren
war er bereit bedingungslos sein Amt zu führen.
Doch niemand lebt in Frieden auf der Welt,
wenn es einem anderen nicht gefällt,
eine schöne Frau trat auf
und gab der Geschichte einen anderen Lauf.
Sie hätte ihn gerne zum Mann gehabt,
doch er lehnte höflich ihr Ansinnen ab,
da sie nicht bekam, wonach sie sich sehnte,
kam es zu einer tragischen Wende.
Die Frau, die um ihn warb,
und wegen der er schließlich verdarb,
liebte ihn wegen seiner reichen Gaben
und wollte diese allein für sich haben.
Sie wollte das Glück nur für sich erwerben,
anderen wünschte sie Pech und Verderben,
sie suchte für sich das Licht der Freude,
anderen wünschte sie Missmut und Leide.
Unbill und Unglück folgten ihr mit jedem Schritt,
sie verursachte Schrecken mit jedem Tritt,
deshalb war sie bei allen im Land
nur als Hexe gefürchtet und bekannt.
Sie konnte sich eine so scharfe Zunge erringen,
dass ihre Worte wurden wie Messerklingen
und alles zerteilten und zerschnitten,
was ihre Eitelkeit und ihr Stolz nicht litten.
Ihre eigensüchtig Liebe wurde zu Hass,
durch diesen verlor sie jeden Halt und jedes Maß
und als der König ihrem Werben widerstand,
verlor sie vor Ärger allen Verstand.
In ihrem Blut kochte die Rache,
zu Galle und Gift wurde ihre Sprache
und mit hasserfüllten giftigen Worten
verfluchte sie den König an allen Orten.
Vor ihrer hexerischen Wucht
hatte er in seinem Schlosses Schutz gesucht,
denn er hatte wohl begriffen,
von welchem Zorn sie war ergriffen.
Doch selbst hinter dessen dicken Wänden
musste er elendig verenden,
weil es die Hexe wütend wollte
dass er in tausend Stücke zerfallen sollte.
Nichts gab es für sie zu bereuen,
der Wind sollte diese im Wald zerstreuen,
wie welkes Laub sollten sie verwesen
und ihr verletzter Stolz dadurch genesen.
Doch sein treuer Diener war dabei,
er sammelte alle Stücke und bewahrte sie treu,
seither wartet er auf den günstigen Moment,
dass das, was jetzt noch geteilt ist und getrennt,
wieder geheilt wird und zusammen gebracht,
damit der Erdkönig zu neuem Leben erwacht.
So vergingen viele Jahre bald,
es wurde immer stiller im Wald,
wo allmählich alles Leben verdarb,
denn ohne den König, der starb,
fehlte die Liebe, mit der dieser alles machte
und zum Blühen und Prachten brachte,
im Stillen hofften deshalb seine Treuen,
dass bald die Zeit käme,ihn zu befreien.
Ein Wanderer, allein und frei,
kam nach langer Zeit einmal vorbei,
er war betrübt in diesem Land,
in dem er alles so still und ausgestorben fand.
Sein Mitleid bemerkte eine kleine Maus,
die gerade guckte aus ihrem Erdenhaus,
sie sprach zu ihm und piepste leise,
doch er verstand diese innerliche Weise.
"Sei gegrüßt, du bist lang erwartet,
es wird Zeit, dass hier wieder was startet!"
hörte er zwischen den Wurzeln ihre Stimme ganz nah
und als er sich umsah, steht vor ihm das Mäuslein da.
"Hier im Wald ist alles tot,
auch wir, in den Höhlen, spüren die Not,
wir sind die einzigen, die hier hausen,
die manchmal noch schauen nach draußen."
Unser König, der einst herrschte an diesem Orte,
wurde von der Hexe zerstückelt mit ihrem Worte,
jetzt warten wir auf den rechten Mann,
der ihn wieder zusammensetzen und kann."
Der Fremde antwortete genauso leise und diskret:
"Ich bin kein Arzt und ohne heilendes Gerät,
doch bin ich ein Künstler, ein Skulpteur,
gestalten ist für mich nicht schwer.
Zeig mir die Scherben und ich sage dann,
ob ich daraus wieder etwas machen kann.“
„Das ist kein Steingut, nichts davon ist künstlich,
es handelt sich um die Reste von einem Ich.
Doch wenn du willst, ich kenne den Ort,
wo die Teile sich finden, bald wären wir dort,
doch allein mit deinem guten Willen,
wird dir die Rettung nicht gelingen.
Allein dein Mitleid ist schon viel,
doch wer den König erlösen will,
muss vorher eine Probe bestehen,
erst dann kann sein Leben neu erstehen."
Allein für dich ist diese Tat zu schwer,
suche den Steinzwerg, der weiß mehr.“
„Wo kann ich ihn finden, führ mich zu dem Zwerg,
dann sehen wir weiter, auf geht’s ans Werk.“
„In des Waldes toter Nacht,
wurde auch er um sein Glück gebracht,
und kann, versteckt zwischen den Bäumen,
nur noch von den alten Zeiten träumen.
Er ist im Wald unter den Tannen versteckt
und wartet, dass einer ihn entdeckt,
man sieht jedoch nur schwer die Spitze
seiner Zwergenzipfelmütze.
Klicke darauf und hole ihn heraus,
dann hat ein Ende der lange Graus,
der TodesschIaf währt schon zu lange,
endlich kommt jetzt das Leben wieder in Gange!“