Der Waldhüter hatte dieses Treiben wohl gesehen,
und sagte sich schließlich, das kann so nicht weitergehen,
das Licht fehlt dem Wachsen in der Natur
und auf den Wegen sieht man nicht die rechte Spur.
Ganz zu schweigen von der herrschenden Eitelkeit,
überall macht sich durch sie Kälte breit,
die Gewinnsucht lässt sich preisen,
das Mitleid droht zu vereisen.
Jeder urteilt nur aus seiner eigenen Sicht,
einen gemeinsamen Gesichtspunkt gibt es nicht,
wer heute hin sagt, sagt morgen her,
die Stimme des Gewissens zählt nicht mehr.
Keiner kümmert sich um der Wahrheit Licht,
das nicht nur in eine Richtung spricht,
jeder meint, sein eigener Kopf wäre
das Zentrum der Welt und Geistessphäre.
Die Logik von Falsch und Richtig,
ist nur für den Verstand wichtig,
während die Wahrheit nichts zerlegt und trennt,
sondern sich nur als Ganzes erkennt.
Für sie gilt es, den Zusammenhang zu erfassen
und wieder die Verbindung herstellen zu lassen
zwischen dem vereinzelten Teil
und seinem ursprünglichen Heil.
So wie die Sonne, wenn sie scheint,
alles durch ihr Licht sichtbar vereint,
so dividiert die Wahrheit nicht, wenn sie operiert,
sondern fügt zusammen und addiert.
Wie die Sonne in der Mitte ruht
und alles harmonisch um sie kreist,
so ist es der Wahrheit Gut,
das den Weg zur Vermittlung weist.
Drum muss das einseitige Geschehen
jetzt aufhören und vergehen,
das Gleichgewicht soll wieder regieren
und Tag und Nacht einander alternieren.
Die Wahrheit will sich nicht im Krieg beweisen,
ihr Ziel ist der Friede zwischen allen Lebensweisen,
sie sucht in der Vielfalt den Zusammenhang
und in der Verschiedenheit den einigenden Klang.
Diese Einsicht hatte auch der Wolfgang Goethe,
der in seinen Forschungen verstehte
wie eine einzelne Ansicht einer Sache
noch keine volle Wahrheit mache.
In seinen Studium der Wunderpflanze
richtete er seinen Blick auf dieses Ganze
und fasste zusammen in seiner Behandlung
die einzelnen Stufen ihrer Verwandlung.
Als Resultat war ihm ein Urbild gelungen,
das einschloss all ihre Erscheinungen
und durch seine umkreisende Schau
erkannte er ihre kosmische Art genau.
Hier siehst du die Hand der Wahrheit kreisen
und rund herum auf das Ganze weisen.
Was der Waldhüter den Kindern über die Wahrheit sagt:
Frühling, Sommer, Herbst und Winter,
das wissen schon die Kinder,
sind zusammen erst ein Jahr
und nur ganz ist dieses wahr.
Wurzel, Stiel und Blätterfächer,
Blüte, Frucht und Samenbecher
bilden zusammen das Ganze
einer jeden Pflanze.
Eine Speiche ist nicht das Rad,
eine Stunde ist kein Tag,
aus 12 Monaten besteht ein Jahr,
erst alle Aspekte zusammen sind wahr.
Eine Welle entspringt aus den Meereswogen
und wölbt sich hinauf in hohem Bogen,
dann gliedert sie sich wieder ein
in ihr endloses Meerwesen-Sein.
Jede Farbe ist ein Wert, der für sich spricht,
doch erst alle zusammen ergeben das Licht,
erst wenn sich dessen Strahlen teilen,
können Rot, Gelb und Blau erscheinen.
Drum achte alle Teile, alle sind in ihrer Art frei,
doch sei dir stets bewusst dabei,
dass jeder einzelne von ihnen aus seinem Ganzen lebt
und wieder zurück zu diesem strebt.
Bist du bereit,
teilzunehmen an dem Streit
zwischen der Demagogie der Lüge
und der Wahrheit ihrem Siege?
Dann widme dich dem nächsten Spiel,
das dir eine Waffe dafür geben will.
7. Kapitel der Geschichte der Sonnenkönigin