Die Welt des Wolfs

Die Legende der zwei Kaiser

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In China gab es einmal zwei Brüder aus einer vornehmen Dynastie, davon sollte einer einmal Kaiser werden. Da dieser als Sohn des Himmels verehrt wurde, gab ihm Gott dafür die Weisheit, sein großes Land zu regieren, die Kraft, den Reichtum darin für alle zu mehren und die Liebe, um alle seine Entscheidungen zum Wohl seines Volkes zu treffen. Dem anderen aber gab er nichts. Da fuhr der Teufel in jenen hinein und erfüllte ihn mit Neid und Missgunst gegen seinen Bruder.

Wie zu erwarten, wurde der erste  einstimmig zum Kaiser gewählt, aber bald begann er seine Weisheit nur für sein Wohlergehen zu nützen und nur seine persönliche Macht und seinen eigenen Reichtum zu mehren. Sein Volk ließ er im Elend leben und die Wirtschaft seines Reiches zerfiel zusehends. Das sah Gott mit Missfallen und er nahm ihm den Schlaf, so konnte er sich nicht mehr stärken und verlor in kurzer Zeit die Kraft, sein Amt weiter auszuüben. Da wurde er abgewählt und sein Bruder an seine Stelle gesetzt.

Dieser hatte den Niedergang des Reiches miterlebt und die Armut des Volkes tat ihm Leid. Deshalb machte er sich daran, die Verhältnisse zu ordnen und sich dem Wohlstand des Volkes  zu widmen. Darüber hatte er gar keine Zeit an sich zu denken und der Neid gegenüber seinem Bruder wandelte sich in Mitleid. Der grämte sich jedoch immer mehr über den Verlust seiner Macht und seines Reichtums, darüber hinaus ließ ihn die Schlaflosigkeit trübsinnig werden und er verlor jede Freude an seinem Leben. Es brauchte nicht lang und der Teufel zog jetzt auch in  ihn ein. Statt seine Eigensucht zu bereuen, wurde er nur neidisch auf die Erfolge seines Thronfolgers und versuchte, dessen Regentschaft zu behindern, wo er nur konnte.

Der neue Kaiser blieb seiner Linie treu und versuchte trotz aller Widerstände des abgewählten Herrschers, Gutes zu tun wo er nur konnte. Da sah der Teufel ein, dass er bei ihm nichts mehr gewinnen konnte und verlor die Lust, sich weiter mit ihm abzugeben, dafür nagte er umso mehr an der Seele seines Bruders, der immer mehr verbitterte und schließlich an seinem Schlafmangel  und seiner Eifersucht starb. Sein Nachfolger regierte in Frieden weiter und wurde ein langes Leben lang von allen in seinem Reich verehrt.

Es liegt nicht nur daran, was Gott oder der Teufel einem Menschen gibt, sondern auch an dem, was dieser aus seiner Freiheit in seinem Leben macht.



Veröffentlicht am von Wolfgang Meixner