Ein wahres Märchen aus neuer Zeit
1
Es war einmal in eines Königs Reich,
da waren in seinem Volk alle gleich,
sie wurden von ihm wie seine Kinder geehrt
und aus seiner Hand reichlich genährt.
Die Sonne ging nie unter in seinem Land,
sie war für ihre Wohltaten bekannt,
sie forderte nichts und gewährte allen
die Lebenskräfte ihrer Strahlen.
Es gab keinen Mangel und keine Not,
Bäume wuchsen, die brachten als Früchte Brot
und es sprudelten Quellen, die konnten Wasser geben,
das spendete allen Gesundheit und Leben.
Es hätte genügt, die Bäume mit Humus zu düngen
und die Quellen rein zu halten von schmutzigen Dingen,
doch im Überfluss von Trinken und Essen
wurde dies allmählich ganz vergessen.
So verdorrten die Bäume, das Wasser war voll Schlamm
und den König schmerzte sein Herz vor Gram,
das Brot wurde zu Stein
es wurde schwer, lebendig zu sein.
2
Statt sich zu begnügen mit dem, was jeder bekam,
begann es, dass mancher immer mehr für sich nahm,
schließlich dachten viele nur noch an ihr Wohl
und machten ihre Speisekammern für sich voll.
Der Reichtum wurde nicht gerecht verwendet,
teils wurde er zurück gehalten, teils verschwendet,
es wuchs der Müll, es füllten sich die Kassen,
dem Leben wurde wenig übrig gelassen.
Die Starken wurden immer stärker,
die Schwachen litten immer ärger,
statt Leben zu fördern aus Menschentaten,
bereicherten sich die, welche die Macht dazu hatten.
Das ging so lange, es schien für immer,
wenige trieben es auf Kosten vieler schlimm und schlimmer,
es wurde nur noch gerafft und genommen,
keiner hat sich mehr auf die Ursache des Guten besonnen.
Die Leute litten, Elend breitete sich aus und Not,
zu spät kam die Reue, das alte Leben war tot,
nur der König konnte weiteres Leid vermeiden
und er war bereit sich zu entscheiden.
3
Denn er sah das alles gar nicht gern,
er wollte keine Armen, keine Herrn,
alle sollten die gleichen Rechte genießen
und keiner um sein Brot fürchten müssen.
Er wollte den Gemeinsinn wieder gewinnen,
dazu war er bereit, seinem Volk zu dienen,
nicht oben, nicht unten, weder arm noch reich,
alle sollten brüderlich sein und gleich.
Doch nicht gleichgeschaltet
oder nach einem Raster verwaltet,
jeder sollte frei sein in der Brüder Kreise,
gemeinsam handelnd in der eigenen Weise.
Der König konnte die Ungleichheit nicht mehr ertragen,
sein liebendes Herz wollte für alle schlagen,
er nahm es aus seiner Brust heraus
und stellte es in der Mitte seines Reiches auf.
Hier sollte es allen seine Liebe geben
und das erkaltete Reich erwecken zu neuem Leben,
wer das Herz berührte, in dem wuchs ein gleiches
und erweckte in ihm die alte Kraft des Reiches.
4
Es wurden in den Seelen geweckt
das Mitgefühl und der Respekt,
durch den König, der als erster begann,
bis auch der letzte sich auf diese Moral besann.
Niemand behielt mehr etwas für sich zurück,
jeder hatte auch die anderen im Blick,
das Leben aller blühte wieder auf
und nahm einen ganz anderen Lauf.
Damit kam ein neues Prinzip in die Welt,
durch das nicht mehr einfach der Überfluss quellt,
wer nur nahm ohne zu geben,
konnte nicht mehr wie bisher leben.
In wem das Herz des Königs pulsierte,
wandelte sich das Leben, das er führte,
keiner konnte mehr nur an sich denken,
was er bekam, wollte er auch anderen schenken.
Welche jetzt noch nur an sich dachten,
statt auch auf die anderen zu achten,
mussten die Wohltat des Herzens entbehren
und konnten nicht mehr ihren Reichtum mehren.
5
Es durften davon nur die sich speisen,
die nicht nur behielten, sondern auch teilten,
und dadurch die Kräfte des Herzens mehrten,
aus dessen Quelle sie sich nährten.
Wer das nicht tat, hatte es schwer im Land,
was er baute, hielt nicht stand,
wenn er meinte hoch zu stehen,
musste er am nächsten Tag vergehen.
Es kehrte Friede ein unter denen, die kamen
und sich von dem Herzen nahmen,
Geben und Nehmen glichen sich aus,
mit der Bereicherung weniger war es aus.
Da sagte auch die Sonne,
das Geben war meine ganze Wonne,
doch wahr ist, dass mein Licht nur dem gebührt,
der es nicht behält, sondern mir auch wieder zurück führt.
So herrscht der König seither wieder,
als Gleicher unter Brüdern,
und es wird geehrt und respektiert,
wer den Namen Mensch zurecht führt.