Eine frühe Cut-Out-Animation der Original-Illustration von Grazia Baffigi
1
Der Mond mit seinem bleichen Gesicht
ist leer nur für die äußere Sicht,
in ihm da spuken viele unsichtbare Gestalten,
die sich bemerkbar machen bei Jungen und Alten.
Wie der Erdtrabant, auf dem sie hausen,
so spiegeln auch sie fremdes Licht nach draußen,
sie beherrschen die Magie der Illusionen
und projizieren sie von dorther, wo sie wohnen
hinein in der Menschen Sphäre,
als ob es pure Wahrheit wäre,
dort finden sie der Anhänger genug,
die hereinfallen auf ihren Lug und Trug.
Manche erwischen sie im Traum,
andere werden ihr Opfer im wachen Raum,
wo sie auch Bildschirme verwenden
und mit diesen technischen Instrumenten
Gutgläubige kunstvoll verblenden
durch das, was sie senden
und diejenigen, die nicht frei denken,
leicht von der Wahrheit ablenken.
2
Wie des Mondes wechselnder Schein,
so fällt ihnen dauernd etwas Neues ein,
mit dem sie Anhänglichkeit bezwecken
und unerfüllbare Wünsche wecken.
Wie Funken sprüht es aus ihrer Fantasie,
die Mühe des Wahren machen sie sich nie,
von dem, was sie heute auftischen ,
wollen sie morgen schon nichts mehr wissen.
Dadurch stiften sie Verwirrung,
durchkreuzen des Lebens klare Führung
und blenden den gesunden Verstand
mit ihrem Schwindel und gefälschtem Tand.
Dabei sind sie doch leicht zu erkennen,
aufgetakelt, grell und schreiend ist ihr Benehmen,
man darf ihnen nur nicht applaudieren,
dann verlieren sie schnell die Lust am Fingieren.
Diese flimmernden Erscheinungen
tarnen sich in weiblichen oder männlichen Verkleidungen,
an sich sind sie ohne Geschlecht,
doch immer falsch, nie recht.
3
Ihre Illusionen haben keinen festen Boden,
sie selbst sind vergänglich wie ihre Moden,
hebt sich vor ihrer Bühne der Vorhang,
erscheinen sie darauf meistens nicht lang,
bald erlöschen ihre Gaukeleien schon,
und es bleibt nur ein fades Echo davon,
mit ein bisschen Geduld und etwas kundiger Substanz,
kommt die Wahrheit zutage und verblasst ihr falscher Glanz.
Wie Staub wirbelt im Wind,
so ist der Stoff, aus dem diese Versprechungen sind,
wie des reinen Wassers Klarheit,
ist des Lichtes ewige Wahrheit.
Was einfach und bequem sich zeigt,
wird selten dann auch praktisch erzeugt,
der Mondspektakel, sei er noch so raffiniert,
lebt von Ideen, die er nicht realisiert.
4
Diesen nächtlichen Schwindel zu durchschauen,
der Wahrheit des Tages der Sonne vertrauen,
in jedem Moment das bleibende Licht erfassen,
statt sich von den Schatten anziehen zu lassen -
das ist ein Mittel, sich zu befreien
von den aufdringlichen Zaubereien,
ein anderes aber ist ihm gleich:
hinter das Blendwerk zu schauen im Mondenreich:
Dort sind versammelt lauter Gestalten,
die in früherer Zeit aufhörten sich zu entfalten,
jetzt können sie sich nicht zur Ruhe zu setzen
von diesem Zwang zum schwätzen und hetzen.
Das Mitgefühl mit dieser Geschöpfe Verwicklung,
die einst den Anschluss verpassten an ihre Entwicklung,
schließt ein die Mahnung, es ihnen nicht gleich zu tun
und niemals mit dem eigenen Fortschreiten zu ruh'n.