menu-wk

Die Welt des Wolfs

Sterndeuter



Ich bin etwas verwirrt,
oft habe ich mich geirrt,
der Sterne Lauf,
schlage ich in Tabellen auf
dann mache ich mir meine Gedanken,
komme dabei leicht ins Wanken,
werde auch leicht ein bisschen frivol,
wenn ich nicht weiss, was ich sagen soll,
die Zukunft bleibt mir wohl geheim,
doch finde ich trotzdem einen Reim,
wahr ist doch um jeden Preis,
dass eigentlich niemand weiss,
was die Lichter oben sagen
wenn die Leute unten fragen.


Doch manchmal schaue ich hinauf
in der Sterne wahren Lauf,
dann weiss ich gewiss,
dass dies die Schrift der Weisen ist,
die sie vor langer Zeit noch kannten
und respektvoll anwandten,
doch ihr Sinn, den sie genossen,
bleibt mir heutzutage verschlossen,
denn ich lese zwar allerhand,
aber nur mit meinem Verstand,
und der will wenig für ihre Sprache taugen,
doch wenn einst sich öffnen meine anderen Augen,
werde auch ich verstehen,
was jetzt mir will entgehen,
dann lege ich beseite den Spiegel,
die Bücher und die Siegel
und erkenne von Angesicht zu Angesicht,
was der Sternenvater zu mir spricht.




Zwischen den Wipfeln der Bäume hindurch erscheint immer wieder das Licht des Mondes, der Sonne und der Sterne in gewissen Stunden und erleuchtet ihren Weg. Sie sprechen auch aus ihrer hohen Position herunter in den unübersichtlichen Wald hinein und geben nützliche Hinweise zur Orientierung. Doch sie sprechen sehr leise und wer sie verstehen will, muss ihnen lange und gut zuhören. Dies tat einst der Sterndeuter und wenn er meinte, sie verstanden zu haben, dann machte er sich auf den Weg, um das Ziel zu erreichen, das sie ihm wiesen.
Er schrieb auch ihre Worte auf und setzte dazu, was sie für ihn bedeutet hatten. Doch wurde ihm selbst schließlich nicht nur das Gehen beschwerlich, sondern es war ihm auch das geduldige Zuhören zu mühsam geworden. Statt unmittelbar auf die Himmelslichter zu hören, zog er immer öfter sein Handbuch zu Rate, wenn er zu einer bestimmten Stunde eines von ihnen über den Bäumen erblickte und machte sich auch nicht mehr persönlich auf, um die Wahrheit dessen zu überprüfen, was er daraus schloss. Stattdessen begann er, andere zu beraten, wohin sie gehen sollten und wie sie sich bei bestimmten Konstellationen verhalten sollten, ohne die Sterne vorher selbst befragt zu haben.
Manche suchten trotzdem seinen Rat und folgten seinen Hinweisen, aber niemand weiss, ob sie jemals an ihr gesuchtes Ziel kamen oder unterwegs die Richtung wieder ändern mussten.




Einst war er es, der bis zur Krippe fand,
doch dann verlor er sich im Tand
und statt dem Licht der Sterne zu vertrauen,
sucht er ihr Wort im Buche nach zu schauen.
Sein Rat ist flüchtig, wie des Mondes Lauf,
die Sonne bringt die Wahrheit an den Tag,
er zählt mit erstarrten Formeln auf,
was früher der freie Sinn des Himmels war.





menu-footer