Die Welt des Wolfs

Fische








1.


Es spricht zu dir unser stilles Wort,
weitab von jedem lauten Ort,
du hörst es nur in einsamen Räumen
oder in deinen wahren Träumen.

Wach auf, in jenem anderen Raum,
wo Wahrheit wächst auf einem Baum,
lass nie die Achtsamkeit auf das vermissen,
was lebendig wird in deinem Gewissen.


2.


Schon und doch noch nicht,
so ist der Fische Licht,
in Dämmerung und Übergang
gehen sie ihren Weg entlang.

Halb schlafend und halb wachend,
weinend und dabei lachend,
können sie nur mit Leiden
sich für etwas entscheiden.

In ihrem grenzenlosen Reich
sind sie dem Menschenwesen gleich,
das stets auf einem schmalen Grat
nach sich selbst zu suchen hat.

Von einem Sein zum anderen,
sieht man sie flussaufwärts wandern,
weit sind sie ihrer Zeit voraus,
kommen aber nicht aus dem Raum heraus.

Was war, liegt hinten weit zurück,
was kommt, erreicht noch nicht der Blick,
zwischen innen und außen
müssen sie unbehaust hausen.

Die alte Ordnung gilt nicht mehr,
wo kommen neue Werte her?
Zum Erringen neuer Räume
bleibt ihnen nur der Weg der Träume!


3.


Der Winter ist vorbei,
doch noch fällt Schnee,
die Sonne ist schon hell,
doch wärmt sie nicht den See.

In diesem Zwischenreich des Jahres
findet der Mensch für sich viel Wahres,
kein Kopf allein und nicht nur Hand,
im Herzen ist sein Heimatland.

Nicht mehr krank, doch noch nicht gesund,
nicht eckig, aber auch nicht rund,
es lösen sich die Grenzen auf,
niemand hält den Wechsel auf.

Illegal erscheint die Zeit,
die alte Ordnung ist entzweit,
doch gibt es keine neue Moral,
wer danach strebt, hat seine Qual.

Im Trüben fischt jetzt der Verstand,
taucht unter in ein Wunderland,
dort kann ein neues Denken beginnen,
wenn sich nicht Halluzinationen spinnen.

Die Fantasie präsentiert sich prächtig
und die Versuchung verführt mächtig,
sich gehen zu lassen im Spiel der Illusionen,
statt zu fragen, ob Ernst und Sinn darin wohnen.


4.


Dahin zu treiben, wie Eis auf dem Meer,
ist jetzt für niemand schwer,
Halt, ohne sich in einem Netz zu verfangen,
ist dagegen für keinen leicht zu erlangen.

Indes, besteht gerade die Gefahr,
nicht zu wissen, was falsch ist oder wahr,
sich nicht vom Schein verleiten zu lassen,
sondern das Wesentliche zu erfassen.

Wenn in der Flut der Visionen und Bilder
die Wellen toben immer wilder,
kann leicht die Frage sich ergeben:
Wird sich daraus eine neue Wahrheit erheben?

Die Antwort ist für die Fische leicht,
denn sie haben sie schon erreicht,
was kommen will, das ist schon da,
nichts ist das Nein ohne das Ja.

Als frühe Geburt zu leben,
das ist ihnen in der Wiege gegeben,
und nicht den Tod des Toten zu erleiden,
als Mensch erstehen aus des Tieres Häuten.



Einige Sprüche aus dem Zettelkasten


Noch nicht im Geist zu Hause sein
und doch dem Stoff entrinnen,
noch Bürger der Erde
und doch mit seinem Engel vereint.


Die Weite erschreckt nur den,
der sich in der Enge wohl fühlt.

Des Menschen Heimat ist nicht sein Haus,
in dem er wohnt,
sondern die Welt,
in der er lebt.


Wer sich in allem wieder findet,
braucht keine Angst zu haben,
dass er sich im einzelnen verliert.


Solange jemand noch nicht zu sich selbst gefunden hat,
wird er sich immer wieder an jemand anderen verlieren.

Auch wer seinem inneren Sinn vertraut,
sollte seine Augen offen halten für das,
was von aussen auf ihn zukommt.


An jedem Ort,
zu jeder Stunde,
mit jedem Wort,
in jeder Runde
bin ich in dir
und du in mir.


Ich in allem,
alles in mir.

Das Ausmaß der Liebe lässt sich nur durch ein großes Herz erfassen.


Je mehr wir uns gegenüber den anderen öffnen können,
um so mehr können wir uns selbst erkennen.


Wer kleinmütig in sich selbst verschlossen ist,
weiß sich nicht zu lieben.


Indem wir die anderen lieben,
erkennen wir uns selbst.



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