Gesellen - Neidpilz

Wie Pilze wachsen über Nacht,
wird Neid bei mir hervor gebracht,
was andere haben oder sind,
das will ich auch für mich geschwind.

Doch wenn ich blicke in meine Runde,
wenn ich lebe in meiner guten Stunde,
dann wandle ich Gift und Galle
und heile und versöhne ich wieder alle.



Unter meinem runden Hute
denke ich nie an das Gute.
Wenn ihr in Frieden zusammen seid,
rührt sich in mir nur Zank und Neid
und wer mich nimmt zu sich,
den steck ich an mit meinem Stich,
so dass ihm jeder andre missfällt
und er wider alles ist in der Welt.

Unter meinem runden Hute
denke ich stets an das Gute.
Wenn ihr in Frieden zusammen seid,
rührt sich in mir stets Glück und Freud.
Doch wenn der Neid dich einmal nagt,
heil ich den Stich dir, der dich plagt,
so dass dir jede andre Art gefällt
und du wieder eins wirst mit der Welt.



In meinem giftigen Gemüte,
gedeiht nichts Gutes und keine Güte.
Wenn ihr in Frieden zusammen seid,
rührt sich in mir nur Zank und Neid
und wer mich nimmt zu sich,
den steck ich an mit meinem Stich,
so dass ihm jeder andre missfällt
und er wider alles ist in der Welt.

In meinem offenen Gemüte
bin ich erfüllt mit reiner Güte.
Wenn ihr in Frieden zusammen seid,
rührt sich in mir stets Glück und Freud.
Doch wenn der Neid dich einmal nagt,
heil ich den Stich dir, der dich plagt,
so dass dir jede andre Art gefällt
und du wieder eins wirst mit der Welt.

Ursprünglich wurde der Neidpilz von Licus ausgesät, um die Wanderer unzufrieden mit ihrem Schicksal zu machen und sich in das Reich seiner Halluzinationen zu flüchten, statt ihrer wahren Bestimmung nachzugehen. Aber die Wandlungskraft des Walds verkehrte den Fluch des Zauberers in sein Gegenteil. Statt Neid und Missgunst, bewirkt der Pilz heute Verständnis und Toleranz für alles, es andere Wege geht und die Bereitschaft, die persönliche Eigenart zu akzeptieren und zu entwickeln. Er hat kein eigenes Gesicht, manifestiert sich als eine doppeldeutige Erscheinung.